Regierung Kolumbiens verbietet Kindern, in einer selbstverwalteten Kooperative zu arbeiten

Die kolumbianische Regierung hat eine selbstverwaltete Kooperative verboten, in der Kinder Figuren und Schmuck aus Kohle modellierten und produzierten. Sie beruft sich dabei auf ILO-Konventionen, die Kindern unter 15 Jahren unter allen Umständen verbietet, einer Arbeit nachzugehen, die ihrem Lebensunterhalt dient. Dies bedeutet für die betroffenen Kinder eine deutliche Verschlechterung ihrer Lage.

Vor fünf Jahren hatte die Zeitschrift ila der Informationsstelle Lateinamerika (Nr. 316, Juni 2008) unter dem Titel „Schwarze Kunstwerke“ von einer bemerkenswerten Initiative in Kolumbien berichtet: „Tópaga, ein Dorf in den Bergen Kolumbiens, 2.900 Meter hoch, lebt von der Kohle. Sie wird in Mini-Bergwerken der Umgebung, in denen selten mehr als fünf Leute arbeiten, abgebaut. Bis vor einigen Jahren auch von Kindern. Inzwischen haben die Kinder eine bessere Alternative. Sie verfügen über eine selbstverwaltete Kooperative, in der sie Figuren und Schmuck modellieren und produzieren. Und zwar wiederum aus Kohle. Aus dem Verkauf der ungewöhnlichen Kohleprodukte verschaffen sie sich ein Einkommen, das ihnen und manchmal auch ihren Familien das Leben erleichtert.“

Die kolumbianische Regierung hat nun diese Initiative abgewürgt. Sie setzt in rigoroser Weise ein neues Gesetz um, das unter Berufung auf ILO-Konventionen Kindern unter 15 Jahren unter allen Umständen verbietet, einer Arbeit nachzugehen, die ihrem Lebensunterhalt dient. Inkje Sachau und Eva Weisenberger, Studierende an der Fachhochschule Erfurt, haben mit Luis Álvarez, dem Leiter der Kooperative, kürzlich ein Interview geführt. Luis Álvarez berichtet:

„Es sind keine Minderjährigen mehr in der Kooperative, weil das Ministerium für Arbeit jegliche Kinderarbeit im ganzen Land Kolumbien verboten hat. Aufgrund eines neuen Gesetzes, das seit Juli 2012 gilt, mussten wir alle Minderjährigen aus der Kooperative ausschließen.

Wir haben dem Ministerium alle unsere Dokumente gezeigt, um zu beweisen, dass Kinder bei uns kein körperliches oder gesundheitliches Risiko eingehen in ihrer Aktivität bei uns. Wir haben bewiesen, dass es sich bei uns um eine künstlerische und handwerkliche Tätigkeit handelt, spielerisch gestaltet, und dass die Kinder ihre Tätigkeiten nur in ihrer Freizeit verwirklichen, dass die Arbeit sie nicht davon abhält, zur Schule zu gehen. Wir haben erklärt, dass es keine festen Arbeitszeiten gibt, dass die Kinder kommen können, wann immer sie möchten und so lange bleiben, wie sie Zeit und Lust haben. Wir haben erklärt, dass es sich um keine Ausbeutung der Kinder, als billige Arbeitskräfte oder ähnliches handelt, was für uns sehr wichtig ist.

Obwohl wir all dies schriftlich nachgewiesen haben, mussten wir aufgrund einer Anweisung des Ministeriums alle Minderjährigen aus unserer Kooperative entfernen. Dies ist ein sehr unglücklicher Prozess. Denn für die Kinder war ihre Aktivität eine sehr gute Möglichkeit, woanders als in der Mine beschäftigt zu sein, und unter guten Bedingungen Geld zu verdienen. Denn durch das Verbot bei uns tätig zu sein, mussten diese Kinder wieder dazu übergehen, Aktivitäten in Verbindung mit der Mine zu leisten.

Nicht direkte Arbeit in der Mine, weil die Besitzer der Minen wissen, dass sie dafür sanktioniert würden. Aber dennoch Arbeit, die im Zusammenhang mit der Mine steht. Es handelt sich um körperliche Arbeit, die mit großer körperlicher Anstrengung verbunden ist. Zum Beispiel das Beladen von Schubkarren. Unsere Kooperative hat den Kindern geholfen, aus der Arbeit in den Minen heraus zu kommen, eine Ausbildung einzugehen und eine künstlerische und handwerkliche Tätigkeit zu erlernen. Dieses Gesetz und das Verbot der Kinderarbeit sind im Falle unserer Kooperative kontraproduktiv, weil die Kinder jetzt wieder für die Minen arbeiten müssen.

Wir hoffen sehr, dass die Kinder irgendwann in unsere Kooperative zurückkommen können und hier ihrer Ausbildung nachgehen können, die ihnen erlaubt künstlerische und handwerkliche Tätigkeiten zu erlernen. Hierzu sind wir auf jede Unterstützung, auch aus dem Ausland, angewiesen.“

Aktualisiert: 13.04.2013