Kinder kompetent genug?

2) Sind Kinder aufgrund ihres Entwicklungsstandes überhaupt fähig, ihre Interessen zu artikulieren und verantwortlich Entscheidungen zu treffen? Und wenn ja, ab welchem Alter?

Kinder sind schon von klein auf Expert*innen ihres eigenen Lebens, sie äußern sich von Geburt an. Durch Schreie vermittelt das Kind: „Ich habe Durst“, „Ich brauche eine frische Windel“ oder „Ich bin müde“. Im Laufe der Jahre lernen Kinder, sich Erwachsenen gegenüber verständlicher zu äußern. Sie eignen sich Fertigkeiten an, mit denen sie ihre Bedürfnisse und Erfordernisse in der Welt besser erkennen, artikulieren und durchsetzen können.

Aus unserer geht es weniger um den Entwicklungsstand des Kindes als um den Grad der Informiertheit und die Qualität der Kommunikation. Wir fordern grundsätzlich ein dialogisches Verhältnis zwischen Kindern und Erwachsenen. Ein ernsthafter Dialog bedeutet, dem Kind zuzuhören, es zu respektieren und seine Bedürfnisse und Vorstellungen ernst zu nehmen.

Insofern ist die Partizipation von Kindern nicht von einem bestimmten Mindestalter abhängig. Kinder sollten selbst entscheiden dürfen, ab wann sie bei welchen Entscheidungen mitbestimmen. Sie sollten Gelegenheit haben, sich nicht nur untereinander, sondern auch mit Älteren und Erfahreneren auszutauschen. Voraussetzung ist, dass ihnen Sachverhalte in altersgerechter Weise erläutert werden.

So entgehen wir sowohl der Gefahr, Kinder aufgrund ihres Alters von gesellschaftlicher Teilhabe auszuschließen, als auch der Gefahr, Kinder mit bestimmten Entscheidungen zu überfordern.

In anderen Teilen der Welt wird Kindern oft mehr zugetraut als in Europa bzw. im Globalen Norden. Zum Beispiel können in Peru Zwölfjährige Bürgermeister*in werden, in Guinea-Bissau gibt es Kinderdorfräte und in Indien Kindergewerkschaften.

Aktualisiert: 14.12.2020