Argentinien: Gritazo für den Protagonismus der Kinder

Die "IV. Weltkonferenz für die fortgesetzte Abschaffung der Kinderarbeit", die die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) zusammen mit der neoliberalen argentinischen Regierung vom 14.-16. November in Buenos Aires veranstaltet hat, hat die Lateinamerikanische Bewegung der arbeitenden Kinder und Jugendlichen (MOLACNATs) und argentinische Kinder- und Jugendorganisationen auf den Plan gerufen. Sie haben am 16. November auf dem Platz vor dem Parlament eine Protestaktion unternommen. Wir übersetzen die Erklärung, die dazu auf der Facebook-Seite von MOLACNATs veröffentlicht wurde.

Am 16. November 2017 feierten wir den historischen GRITAZO (populäres Wort für Schreierei oder Aufschrei) FÜR DEN PROTAGONISMUS DER KINDER. Wir versammelten uns auf der Plaza de Congreso in Buenos Aires, Argentinien: Jungen und Mädchen des organisierten Volkes, arbeitende Kinder und Jugendliche aus Lateinamerika und der Karibik; Organisationen, die uns in unserem Kampf für die Rechte der Kinder der ganzen Welt begleiten, unterstützen und schützen: Kinder auf dem Land, in den Stadtvierteln und den Dörfern.

Mit dem GRITAZO haben wir unsere Stimme dagegen erhoben und angezeigt, dass allen Personen unter 18 Jahren verboten wurde, an der „IV. Weltkonferenz über die fortgesetzte Abschaffung der Kinderarbeit“ teilzunehmen, die von der Internationalen Arbeitsorganisation in Zusammenarbeit mit der Argentinischen Regierung durchgeführt wurde. Wir fragen uns immer wieder: Was sind die „Sicherheitsbedingungen“, die nicht garantiert waren, damit man es sich in diesem Raum leisten kann, über Themen zu sprechen, die das Leben von Kindern und Jugendlichen beeinflussen, ohne unsere Teilnahme überhaupt zuzulassen? Sicherheit für wen? Sorgen sie sich um uns Kinder und Jugendliche? Oder haben sie Angst vor uns?

Mit unserer Aktion demonstrieren wir Kinder und Jugendliche, dass wir da sind. Wir erheben unsere Stimme, mit unseren Körpern, unserer Kunst, unseren Fähigkeiten nehmen wir Einfluss, die Welt im öffentlichen Raum neu zu erfinden. Wir zeigen mit unserem lauten Schrei, dass wir politische Subjekte sind: wir sagen, was wir denken, üben das Recht aus, unsere Meinungen zu äußern, und fordern, dass unser Recht, gehört zu werden, von den Erwachsenen endlich ernst genommen wird. Wir übernehmen die soziale, historische und politische Verantwortung, zu sagen: ES REICHT! Es reicht nun, ein für alle Mal, unsere Rechte mit Füßen zu treten.

Darüber hinaus war der GRITAZO ein intergenerationeller Treffpunkt, in dem wir die Freude, aus der wir die Verbindungen zwischen Brüdern und Schwestern (Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen) aufgebaut haben, gefeiert und verteidigt haben und von wo aus wir den Kampf aufgenommen haben, den wir jeden Tag aus unserem Zuhause, unseren Organisationen, Arbeitsorten und Familien heraus führen. Wir glauben, dass Zärtlichkeit als politische Tugend bedeutet, die Fähigkeit zu haben, durch Vertrauen, Liebe und Leben vermittelte Verbindungen herzustellen, ebenso wie unsere Solidaritätsbande mit den Kämpfen der Völker Unseres Amerikas.

Mit unseren Kinder- und Jugendorganisationen kommen wir der ethischen und politischen Verpflichtung nach, uns hartnäckig für die Erfüllung unserer Rechte einzusetzen, und auf diesem Wege tragen wir – unvermeidlicher Weise – dazu bei, die Bedeutung der Würde zu erkennen.

Wie Valeria Rezende – eine brasilianische Befreiungspädagogin – unterstreicht, ist der Hunger nach Schönheit menschlicher als der Hunger nach Nahrung. Dies veranlasst uns Kinder und Jugendliche dazu, selbst dann, wenn unsere Rechte zutiefst verletzt werden, die Welt einzuladen, folgende Erkenntnis mit uns zu teilen: Der Kampf, der uns erlaubt, unsere Träume und Hoffnungen zu organisieren, wird nur Erfolg haben, wenn die verschiedenen politischen Identitäten zusammenfinden, die in der Region entstehen, als kollektive Äußerungen von Widerstand und Würde.

¡Hasta la ternura siempre! - Bis zur Zärtlichkeit immer!

Asamblea R.E.V.E.L.D.E. & La Miguelito Pepe

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Presseerklärung in Originalsprache (Spanisch)

Links

taz-Artikel über die ILO-Konferenz

Artikel über den Gratizo auf der argentinischen Website RNMA (auf Spanisch)

Interview über den Gratizo beim Radiosender RCL (auf Spanisch)

Aktualisiert: 01.12.2017